
Stemwede (WB). Die SPD in Stemwede hat einen neuen Chef. Paul Lahrmann ist zum Vorsitzenden des Gemeindeverbandes gewählt worden (wir berichteten). In einem Interview mit der STEMWEDER ZEITUNG spricht er über seine kommunalpolitischen Ziele.
Das Gespräch mit Paul Lahrmann hat WB-Redakteur Dieter Wehbrink geführt.
Herr Lahrmann, als neuer SPD-Gemeindeverbandschef und zugleich Stemweder Ratsmitglied geben Sie gewissermaßen die kommunalpolitische Richtung ihrer Partei mit vor. Wird sich die bisherige SPD-Politik mit Ihnen an der Spitze verändern?
Paul Lahrmann: Als stellvertretender Vorsitzender habe ich in den letzten Jahren an der politischen Willensbildung der Sozialdemokraten führend mitgewirkt. Insofern wird sich mit mir auch in der neuen Funktion als Vorsitzender an der Stemweder SPD-Politik nicht viel ändern.
Wie viele Mitglieder hat der SPD-Gemeindeverband zurzeit, und wie war in den vergangenen fünf Jahren die Tendenz? Gab es – wie auch bei den anderen Parteien – einen Mitgliederschwund?
Lahrmann: Zurzeit haben wir etwa 90 Mitglieder. Wie überall haben auch wir in Stemwede in den vergangenen Jahren zurückgehende Mitgliederzahlen, im Wesentlichen durch Sterbefälle, die durch Neueintritte nicht wett gemacht werden konnten.
Wo sehen Sie die Gründe für den Mitgliederrückgang bei den Stemweder Sozialdemokraten? Haben Sie ein Rezept, um wieder mehr Menschen in Ihre Partei zu holen?
Lahrmann: Die Politik auf Bundesebene hat nicht immer allen gefallen. Das hat sich nicht nur in den Wahlergebnissen, sondern auch in den Mitgliederzahlen widergespiegelt.
Was glauben Sie persönlich: Worin liegen in den nächsten zehn Jahren die größten kommunalpolitischen Herausforderungen in Stemwede?
Lahrmann: Die unzureichende Finanzausstattung wird uns noch einige Jahre beschäftigen, fürchte ich. Auch der Verwaltungssitz, die Bauleitplanung – Stichworte sind hier Massentierhaltung sowie Energienutzung – und die Schulentwicklung gehören dazu.
Wie muss Ihrer Meinung nach die Lokalpolitik reagieren, um die Folgen des demographischen Wandels – Stichwort Überalterung der Gesellschaft und Verlust von Einwohnern – abzumildern?
Lahrmann: Wir müssen attraktiv sein beziehungsweise noch attraktiver werden für junge Familien. Dazu gehören neben der Kinderbetreuung – hier sind wir schon Spitze im Kreis – ein attraktives Schulangebot im Primar- und Sekundarbereicht und qualifizierte Arbeitsplätze. Und nicht zuletzt natürlich auch ein l(i)ebenswertes Wohnumfeld.
Ein kontroverses Thema in Stemwede sind die erneuerbaren Energien. Windkraft und Biogasanlagen haben in der Gemeinde nicht nur Freunde. Welche Haltung nimmt die Stemweder SPD zu diesen Themen ein?
Lahrmann: Wir wollen einen Konsens erreichen zwischen den Betreibern und den Anwohnern. Das gilt aber auch für Freiflächen- Photovoltaikanlagen, damit Anlieger, heimische Betreiber und Investoren endlich Planungssicherheit bekommen. Das kann am besten durch die Bauleitplanung erreicht werden.
Befürchten Sie – wie vor zehn Jahren – Ärger mit Anliegern und Windkraftgegnern, wenn demnächst eventuell neue, große Windparks ausgewiesen werden sollen?
Lahrmann: Ein Verfahren wie vor zehn Jahren darf sich nicht wiederholen. Damals wurde ganz offensichtlich von der CDU das falsche Gebiet ausgewählt, man denke nur an die Abstände zu den Häusern. Das muss dieses Mal besser berücksichtigt werden.
In der politischen Diskussion in Stemwede geht es gelegentlich auch um den Bau von neuen großen Mastställen. Wie sollte die Gemeinde aus Sicht des SPD-Gemeindeverbandes mit diesem Thema umgehen?
Lahrmann: Hierzu ist die Position der Stemweder Sozialdemokraten klar: Zusammen mit den Landwirten sollen Standorte gefunden werden, die auch von der Bevölkerung akzeptiert werden. In einigen Nachbarkommunen scheint das gut zu klappen. Übrigens sieht der Bund das mittlerweile genauso, nämlich dass die Kommunen hier planerisch gestalten können.
Für viel Aufregung sorgte im vergangenen Jahr die Diskussion um die Stemweder Grundschullandschaft. Können Sie mit dem auf Landesebene beschlossenen Schulkompromiss leben, oder favorisieren Sie andere Lösungen, beispielsweise doch eine zentrale Grundschule in Wehdem?
Lahrmann: »Kurze Beine – kurze Wege« war schon vor Jahren unser Slogan auf Landesebene. Deshalb sprechen wir uns nach wie vor für wohnortnahe Grundschulen aus. Die Sechsjährigen sollen schließlich nicht länger im Bus sitzen als im Unterricht in der Schule. Und der Schülertransport muss auch noch bezahlbar bleiben. Das spricht eindeutig für die bisherigen Standorte.
Viele Eltern interessieren sich für die Zukunft der Stemweder-Berg-Schule. Welche Schulform halten Sie für diese Einrichtung am geeignetsten?
Lahrmann: Die Verbundschule war ein riesiger Fortschritt zu dieser Zeit und ist es immer noch. Aber »wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit«, und deshalb müssen wir auch in Stemwede gymnasiale Standards anbieten. Und das geht derzeit nur mit der Sekundarschule. Wir sollten die Eltern dazu befragen und uns dann nach deren Wünschen ausrichten.