Stemwede (WB). Die Entscheidung, ob die Gemeinde Stemwede jedes Jahr eine Ausbildungsstelle zum Verwaltungsfachangestellten anbieten soll, ist fast immer Routine für den Haupt- und Finanzausschuss gewesen. Doch statt des gewohnten »Ja« hat es am Mittwochabend ein überraschendes »Nein« gegeben.
Von Dieter Wehbrink
Zuvor war eine längere Diskussion entbrannt, denn die CDU-Mehrheitsfraktion sprach sich für das Jahr 2014 gegen eine Ausbildungsstelle aus. Anlass war die Tatsache, dass der Azubi nach der Lehre aufgrund fehlender Stellen wohl nicht in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen werden kann – alle Planstellen sind nämlich schon besetzt. »Außerdem hat sich der Markt für Ausbildungsplätze verbessert«, betonte die CDU-Fraktionsvorsitzende Monika Lösche. Ihr Parteifreund Frank Rabe ergänzte, dass ein Kandidat, der die anspruchsvolle Qualifikation für eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten habe, auch draußen in der freien Wirtschaft problemlos eine Lehrstelle bekomme: »Wir würden somit der Wirtschaft qualifizierte Leute abgreifen«. Und Hans-Henning Köchy (CDU), beruflich bei der Kreisverwaltung in Osnabrück tätig, warnte gar: »Der Verwaltungsberuf ist sehr speziell. Wenn der Auszubildende von der Gemeinde nicht übernommen werden kann und in der freien Wirtschaft einen Arbeitsplatz sucht, wird er es schwer haben.«
Mit ihrer Meinung stand die CDU-Fraktion allerdings allein da. SPD-Fraktionsvorsitzender Wilhelm Riesmeier, von Beruf Studienrat am Berufskolleg Lübbecke, widersprach: »Ich weiß es von meinen Schülern: Es sind keineswegs genügend Ausbildungsplätze vorhanden. Rechnerisch kommt man pro Ausbildungsplatzsuchenden nur auf 0,7 Lehrstellen.« Er sei außerdem davon überzeugt, dass ein Verwaltungsfachangestellter nach der Lehre auch in anderen Verwaltungen unterkomme. Schließlich würden viele Behörden aus Kostengründen gar nicht mehr selbst ausbilden und deshalb ausgebildete Kräfte suchten. »Ich kenne jedenfalls keinen Verwaltungsfachangestellten, der arbeitslos ist«, sagte Riesmeier.
Jürgen Lückermann (Freie Wähler) sprach sich ebenfalls für eine Ausbildungsstelle aus und sah keine Probleme, dass der spätere Absolvent nicht woanders unterkommen könne. Friedrich Lange (FDP) argumentierte ähnlich: »Wir können als Gemeinde nicht an Firmen appellieren, dass sie Lehrstellen bereitstellen sollen, wenn wir selbst nicht mit gutem Beispiel vorangehen.«
Auch Hermann Gesenhues befürwortete eine Ausbildungsstelle, machte aber einen entscheidenden Ergänzungsvorschlag: »Es könne doch auch eine Lehrstelle im technischen Bereich sein.« Bürgermeister Gerd Rybak erklärte darauf, dies sei unter bestimmten Umständen im Bereich des Abwasser/Wasser-Bereichs möglich, erfordere aber Kooperationen mit anderen Ausbildungspartnern.
Jürgen Lückermann schlug vor, dass die Verwaltung prüfen soll, in welchen Bereichen die Gemeinde noch ausbilden darf. Eine potenzielle Stelle in anderen Bereichen als in der Verwaltung kann aber erst 2015 geschaffen werden – für das nächste Jahr ist es schon zu spät. Die CDU erklärte sich mit dieser Prüfung einverstanden, blockierte aber mit ihrer Mehrheit – zumindest für das Jahr 2014 – die Ausbildungsstelle zum Verwaltungsfachangestellten. Zwar ergab das Ergebnis mit sieben Ja- und sieben Nein-Stimmen ein Patt, doch dies führt laut Gemeindeordnung faktisch dazu, dass die Schaffung der Stelle abgelehnt ist.