
Der 19-jährige Jonas Schmidt sitzt als jüngstes Ratsmitglied für die Sozialdemokraten im Stemweder Gemeinderat. Patricia Leonhardt, Mitarbeiterin der STEMWEDER Zeitung, hat mit ihm über die ersten Eindrücke gesprochen.
Sie studieren Mathematik an der Universität Osnabrück und sind Ratsmitglied der SPD- Fraktion in Stemwede. Bleibt da noch Zeit für Freizeitaktivitäten?
Jonas Schmidt:Ja, das schon. Allerdings ist ein gutes Zeitmanagement Voraussetzung. Oft muss man die Termine eine Woche vorher genau planen. Einige meiner Vorlesungen sind vormittags, das ermöglicht mir nachmittags oder abends zum Beispiel Sport zu treiben oder anstehende Fraktionssitzungen zu besuchen.
Wie sind sie als Student in so jungen Jahren zur Politik gekommen sind? Was fasziniert Sie daran?
Schmidt:Schon in der Schule hat mir der Politikunterricht gefallen und mein Interesse an der Thematik geweckt. Ich hatte immer die Vorstellung, dass Politik nur von »Älteren« gemacht wurde. Ich finde die Idee gut, dass sich auch Jugendliche politisch engagieren. Mir kommt es so vor, als ob der Nachwuchs in den Parteien fehlt und sich junge Menschen wenig dafür begeistern können. Politik und ihre Entscheidungen betreffen uns alle. Das muss man jungen Menschen stärker vermitteln und so ihr Interesse wecken, unsere Gesellschaft zu gestalten.
Wir sind die Zukunft dieser Gemeinde und müssen am längsten mit den jetzigen Entscheidungen leben. An dieser Stelle sei angemerkt, wer Interesse hat sich politisch einzubringen, kann sich gerne bei mir melden. Ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr junge Leute in der Gemeinde engagieren. Es wäre toll wenn es in Stemwede mal wieder eine Juso-AG geben würde.
Was genau ist das für eine Organisation und wo liegen potentielle Gründungsschwierigkeiten bei der Juso-Arbeitsgemeinschaft?
Schmidt:Die Jusos sind die Jugendorganisationen der SPD und für die Gründung der Arbeitsgemeinschaft bräuchte man mindestens fünf Leute. Die Aufgabe der Jusos besteht darin, politische Schulungs-, Bildungs- und Informationsarbeit zu leisten. Momentan sind wir zu wenige Leute, um die Gemeinschaft zu gründen. Wenn es gelingen würde, so etwas auf die Beine zu stellen, könnte man die Meinungen und Interessen Jugendlicher stärker vertreten. Man hätte eine bessere Kommunikationsbasis und könnte bestimmte Dinge besser umsetzen.
Weil weniger junge Leute Interesse haben, sich politisch zu engagieren, bedeutet das natürlich für Sie, dass sie einer Minderheit angehören. Bekommen Sie dann das Gefühl als jüngstes Ratsmitglied unter Druck zu stehen?
Schmidt:Ich würde sagen, dass ich mich nicht unter Druck gesetzt fühle, aber unter einer gewissen Anspannung stehe, weil mir noch Erfahrung fehlt. Ich kannte mich mit verschiedenen Themen, die im Rat behandelt werden, noch nicht gut aus, zum Beispiel mit der Haushaltsplanung. Es ist eine schwierige Aufgabe über haushaltspolitische Entscheidungen abzustimmen, wo es um Beträge im sechsstelligen Bereich geht. Man fühlt eine gewisse Verantwortung, da meine Stimme gleich gewichtet zählt.
Kann das Gefühl aufkommen, sich beweisen zu müssen?
Schmidt:Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich beweisen muss. Aber ich möchte natürlich gerne aktiv mitarbeiten.
Welche Aufgaben übernehmen Sie im Rat? Wofür stehen Sie ein?
Schmidt:Ich bin im Ausschuss für Bildung, Generationen, Sport und Kultur. Da ich selber vor kurzem noch Schüler war, jetzt Student bin und ich mich dieser Sache verpflichtet fühle, interessieren mich diese Themen. Außerdem steckt in dem Namen des Ausschusses der Begriff »Generation«. Das bedeutet für mich, dass es besonders gut ist, wenn mehrere Generationen dort vertreten sind.
Außerdem bin ich im Ausschuss Gemeindeentwicklung, Wirtschaftsförderung und Touristik. Hier dreht sich vieles um die Zukunft von Stemwede. Wohin wollen wir uns entwickeln und wie gehen wir diesen Weg mit begrenzten finanziellen Mitteln?
Was denken Sie können junge Menschen in Stemwede bewegen?
Schmidt:Natürlich können sie sich politisch engagieren, aber es gibt auch noch zahlreiche andere Wege. Viele sind in Vereinen aktiv, trainieren Jugendmannschaften, sind beim CVJM oder bei der Jugendfeuerwehr.
Was gefällt Ihnen besonders an Stemwede?
Schmidt:Dass das Ehrenamt hier einen so hohen Stellenwert hat.
Das Ehrenamt ist natürlich ein gutes Beispiel für junge Leute, die auch soziales Engagement zeigen. Wie wichtig ist es Ihnen, junge Menschen für Politik zu begeistern?
Schmidt:Sehr wichtig! Wir brauchen junge Menschen, die Demokratie leben und sich kritisch mit der Gesellschaft auseinander setzen.
Und wie kann die Politik Ihrer Meinung nach jungen Leuten näher gebracht werden?
Schmidt:Durch konkrete Beispiele. Man muss den jungen Leuten klarmachen, dass Politik uns alle betrifft. Dazu gehören Themen wie Studiengebühren, Netzausbau oder der Personennahverkehr und viele mehr