Kontrahenten stellen sich Stemwedern

Die Gastgeber und die beiden Bürgermeister-Kandidaten (von links): Uwe Eigenbrodt (Westruper Dorfwerkstatt), Uwe Wortmann, Kai Abruszat, Michael Kopp (Verein Leben in Wehdem), Moderator Torsten Bartsch.

Am 13. September haben die Stemweder die Wahl, wer ihr neuer Bürgermeister werden soll: der Jurist und Politiker Kai Abruszat (Kandidat von CDU und FDP) oder der Ingenieur und Unternehmensberater Uwe Wortmann (Kandidat von SPD und Bündnis 90/Die Grünen).
Auf Einladung von »Leben in Wehdem« und der »Dorfwerkstatt Westrup« stellten sich beide Kandidaten am Mittwoch gemeinsam den Fragen der Bürger.
Mehr als 50 Interessierte waren ins Gasthaus Grunwald gekommen, die sich zunächst gedulden mussten, denn der von einer Veranstaltung in Levern kommende
Uwe Wortmann traf erst mit 20- minütiger Verspätung ein.
Dann aber ging es ohne weitere Verzögerung zur Sache: Moderator Torsten Bartsch eröffnete die Fragerunde und sorgte dafür, dass beide Kandidaten angemessen zu
Wort kamen. Die Bürger wiederum sprachen alles an, was ihnen auf der Seele lag: ihren Wunsch nach mehr Bürgerfreundlichkeit der Verwaltung, die Themen Wirtschaftsförderung
und Landschaftsschutz, aber auch, wie es mit der Schulpolitik in Stemwede weitergehen soll.
In vielen Dingen waren die Einschätzungen beider Kandidaten durchaus ähnlich. Die Gemeinde Stemwede habe Potenzial, waren sie sich einig. Die Wertschöpfung,
die hier erzielt werde (zum Beispiel in der Energieversorgung), müsse verstärkt in der Gemeinde bleiben, das vorbildliche ehrenamtliche Engagement in Stemwede müsse weiter gefördert werden. Und die ländliche Struktur sei nicht nur ein Nachteil, sondern auch etwas, mit dem man punkten könne. Inzwischen habe nämlich ein »Umdenken « in der Gesellschaft eingesetzt, sagte Wortmann: Das Leben in der Stadt sei immer weniger bezahlbar, immer mehr Städter interessierten sich inzwischen fürs Land.

Daraus lasse sich etwas machen. Selbstbewusst für Stemwede zu werben, Stemwede zur »Marke« zu entwickeln und die Attraktivität der Gemeinde weiter zu steigern:
Darin liegt für den Wirtschaftsberater Uwe Wortmann der Schlüssel zur Lösung infrastruktureller Probleme, unter anderem auch in der Schulfrage. Dem »Horrorszenario
« einer Schulschließung müsse man frühzeitig entgegenwirken, indem man für entsprechende Zuzüge sorge. Denn »eine Schule, die keine Schüler hat, hat keine Existenzberechtigung «, sagte Wortmann.
Eine Garantie, ob es alle Grundschulstandorte auch in fünf oder zehn Jahren noch geben werde, konnte auch Kai Abruszat nicht geben: Das hänge von zu vielen Faktoren
ab – neben der Schülerzahl zum Beispiel auch von der Lehrerstellenversorgung.
»Aber wenn ein solcher Entscheidungsprozess ansteht, wird der in einem offenen
Dialog geführt«, versprach er. Am konkretesten wurden die beiden Kandidaten auf die Frage, ob sie denn im Falle ihres Wahlsieges auch in Stemwede wohnen
würden. »Ja, ich will«, sagte Wortmann, während Kai Abruszat aus Rücksicht auf seine beiden schulpflichtigen Kinder zunächst in Minden wohnen bleiben will.
Dennoch wurde eines immer deutlicher, je mehr die Bürger den Kandidaten auf den Zahn fühlten:
Deren Herangehensweise an das von ihnen angestrebte Amt könnte kaum unterschiedlicher sein. Der Wirtschaftsberater Wortmann präsentierte sich in Westrup vor allem als Visionär, der mehr Kreativität und innovative Problemlösungen in die Verwaltungsprozesse einbringen möchte. Der politik- und verwaltungserfahrene Abruszat
dagegen zeigte sich als vorsichtiger Realist, der, wie er es nannte, immer wieder »Wasser in den Wein«
gießen musste, indem er auf die finanzielle oder rechtliche Machbarkeit hinwies.

»Ich hoffe, der Abend hilft euch, euren persönlich richtigen Kandidaten
zu finden«, lautete nach dem etwa zweistündigen, sehr unaufgeregt geführten Schlagabtausch das Schlusswort von Michael Kopp (»Leben in Wehdem«): »Möge der
Bessere im September gewinnen.«