Stemweder Zeitung Text und Foto: Michael Nichau
Ehemalige Ministerpräsidentin besucht SPD Stemwede – Wahlkampf angefeuert

Ehrungen haben bei der Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Stemwede auf der Tagesordnung gestanden. Prominenter Gast bei der Veranstaltung ist die ehemalige SPD-Ministerpräsidentin von NRW, Hannelore Kraft (58) gewesen.
„Ich bin nur für die Ehrungen hier“, sagte die ehemalige Landeschefin gleich zu Beginn der Veranstaltung. Sie wolle sich jeglicher Kommentare zur Nachfolgeregierung oder zur „großen Politik“ enthalten. Warum sie aus Mühlheim an der Ruhr den weiten Weg nach Stemwede in Kauf genommen hat? Gabriela Detert aus Stemwede kennt Kraft aus dem gemeinsamen Urlaub. Seit acht Jahren fährt auch sie im Sommer in eine dann für Urlaubszwecke genutzte Sportschule im Sauerland. Dort lernte sie Hannelore Kraft kennen – ungezwungen, im Trainingsanzug. Einfach angesprochen
„Nicht ganz uneigennützig“, meinte Detert, habe sie die ehemalige Landespolitikerin dabei angesprochen: „Willst Du mich nicht für meine 50 Jahre in der SPD ehren?“ Natürlich sagte Kraft nicht nein und besuchte am Freitag das Hotel Meyer-Pilz, wo der neue SPD-Zusammenschluss ehrte und – hinter verschlossenen Türen – über den bevorstehenden Wahlkampf sprach. Keine Aussage gemacht
Klar, dass man noch nichts über einen möglichen eigenen Bürgermeisterkandidaten verlauten lassen wollte. „Das ist noch zu früh. Wir informieren dann“, meinte der junge Ortsvereins-Chef Jonas Schmidt.
Schmidt hatte zu seinem Abitur (vor sechseinhalb Jahren) ein Glückwunsch-Schreiben von Kraft (für die besten Absolventen) erhalten. „Stimmt ja“, meinte Kraft dazu, „aus Dir ist ja was geworden…“
Junge Leute möchte Jonas Schmidt auch für die Stemweder SPD werben. „Wir müssen uns verjüngen und auch den Stemweder Rat neu besetzen und neue Schwerpunkte setzen“, kündigte er das Wahljahr 2020 an.
Dass Hannelore Kraft trotz ihres Rückzuges aus den meisten politischen Ämtern weiter hinter der SPD und dem sozialdemokratischen Gedanken steht, machte sie in ihrer Ehrungsrede für die verdienten Stemweder Mitglieder deutlich. Engagierte Rede
Sie begann mit der Geschichte der Sozialdemokratie und leitete über die Ära Willy Brandt („das haben unsere 50. Jubilare direkt miterlebt“) zum Nato-Doppelbeschluss und zur Ära der Wiedervereinigung unter der Kohl-Regierung über. „Die Einheit hat den Kohl-Bonus gebracht. Jetzt müssen wir uns wieder einmischen“, meinte Kraft und zitierte Willy Brandt: „Jede Zeit braucht ihre eigenen Antworten.“
„Und so müssen wir Sozialdemokraten das Ziel haben, wieder das Gesundheits- und Sozialsystem zu stabilisieren“, beschrieb sie eines der Ziele des bevorstehenden Wahlkampfs. Viel Applaus erhielt sie für die Aussage „Es muss wieder gerechter für die Menschen zugehen. Wir wollen gestalten und jeder Ortsverein gestaltet mit. Jedes Ratsmitglied ist wichtig.“ Ehrungen machen Vergnügen
Kraft hatte sichtliches Vergnügen, nicht nur ihre Urlaubsfreundin, sondern auch andere verdiente Mitglieder der Sozialdemokraten zu ehren.
Für 50 Jahre: Gabriela Detert und Horst Fortmann. Für 40 Jahre: Erwin Restemeyer, Heide Lekon, Annette Engelmann und Inge-Heide Seidel Niemeyer. 25 Jahre sind Edmund Heinrichs, Markus Hünecke und Stefan Korte Mitglieder in der Stemweder SPD. Maskottchen überreicht
Der Vorstand des SPD-Ortsvereins ließ es sich nicht nehmen, der Landespolitikerin, die sieben Jahre das hohe Amt der Ministerpräsidentin bekleidete, mit einem Präsent zu ehren. „Stemmi und Wedi“, die beiden Stemweder Maskottchenmäuse finden jetzt in Mühlheim ein weiteres Zuhause.
„Es ist ein besonderer Tag für uns, denn eine – wenn auch ehemalige – Ministerpräsidentin hatten wir in Stemwede wohl noch nie zu Gast“, meinte Jonas Schmidt. Er sagte auch Gaby Detert Dank, dass der Besuch geklappt hatte. Aktuelle Themen
Im Anschluss an die Ehrungen referierte Wilhelm Riesmeier über die aktuelle Politik. Er freue sich über die neuen fünf Gerätehäuser. „Es sieht ja fast so aus, als hätten wir eine Berufsfeuerwehr in Stemwede“, meinte er zu den repräsentativen Häusern, die jetzt auf dem neuesten Stand seien.„In 15 Jahren haben wir die Immobilien dann auch ganz abgezahlt“, merkte er an. Erfolge erzielt
Zwei Anträge habe die SPD im Rat gestellt: Mit dem Vorschlag zur Fair-Trade-Gemeinde sei sie gescheitert, doch glücklich sei man, eine Plattform für junge Existenzgründer auf den Weg gebracht zu haben. Günter Bohne berichtete über die Arbeit der AG 60 plus. Diese Gruppe gehe ins 24 Jahr, so dass er als Vorsitzender über einen Nachfolger nachdenken müsse. Die Gruppe unternimmt Fahrten und Betriebsbesichtigungen. „Ihr habt keine Nachwuchssorgen“, merkte Hannelore Kraft dazu scherzhaft an.